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A N G E D A C H T

Im berühmten Klosterkrimi „Der Name der Rose“ wird heftig darüber gestritten, ob Jesus gelacht hat. Gestritten bis zum Mord. Und in der Tat: Die Evangelien berichten nichts davon, dass Jesus gelacht habe (davon, dass er geweint hat, dagegen schon). Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Menschen bis heute der Meinung sind, dass der Glaube eine ziemlich humorlose Angelegenheit sei, da es ja um ernste Dinge ginge und die Kirche sowieso keinen Spaß verstünde. Natürlich geht es im Glauben um ernste Dinge und er versteht auch keinen Spaß, sobald es der Spaß auf Kosten anderer, auf Kosten der Schwächeren ist. Doch Gott möchte, dass wir das Leben in Fülle haben und zu dieser Fülle gehört auch die Freude, der Humor. Oder wie es Teresa von Avila sagte:

„Gott will, dass der Mensch seinen Spaß hat“,

und Martin Luther spitzte es noch zu:

„Wenn Gott keinen Spaß verstünde, so möchte ich nicht im Himmel sein.“

In diesem Jahr wäre Charlie Chaplin 135 Jahre alt geworden (1889­1977). Allein die Nennung dieses Namens kann uns ein Lächeln auf das Gesicht zaubern und wir haben sofort das Bild seiner größten Rolle vor Augen, die des Vagabunden mit Zweifingerschnurrbart, übergroßer Hose und Schuhen, enger Jacke, Bambusstock in der Hand und Melone.

In seinem berühmtesten Film „Der große Diktator“ schlüpfte er in der Rolle des Diktators Anton Hynkel, parodiert Adolf Hitler und den Nationalsozialismus und entlarvte so 1940 die Großmachtsfantasien Hitlers. Der Film handelt von einem jüdischen Friseur, ebenfalls von Chaplin gespielt, der dem Diktator verblüffend ähnlich sieht und unter dessen Verfolgungen zu leiden hat. Viel ist im Nachhinein darüber diskutiert worden, ob man über den Nationalsozialismus Witze machen darf – und Chaplin selbst hat später eingestanden, dass er „Der große Diktator“ nie gedreht hätte, wenn er 1940 gewusst hätte, wie schlimm die Judenverfolgungen gewesen sind – doch zugleich ist auch immer das Argument vorgebracht worden, dass es keine bessere „Waffe“ gegen Diktatoren gäbe, als sie der Lächerlichkeit preiszugeben.

Wie es im Psalm 2 heißt über die, die sich als Herren der Welt aufspielen: „Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer.“

Charlie Chaplin hat sehr lange an der Schlussszene seines Filmes „Der große Diktator“ gefeilt. Am Ende entschied er sich zu einer Rede, gehalten in der Uniform des Diktators – und doch lässt er diese Rolle hinter sich und sprach als Charlie Chaplin. Eine Rede, die nichts von ihrer Gültigkeit verloren hat und mit der Chaplin ein großartiges Zeugnis ablegt für Frieden und Demokratie – und für die Ernsthaftigkeit seines Humors. In der Rede heißt es an einer Stelle: „Im siebzehnten Kapitel des Evangelisten Lukas steht: Gott wohnt in jedem Menschen. Also nicht nur in Einem oder einer Gruppe von Menschen! Vergesst nie: Gott lebt in euch allen und ihr als Volk habt allein die Macht! Die Macht Kanonen zu fabrizieren, aber auch die Macht Glück zu spenden! Ihr als Volk habt es in der Hand dieses Leben einmalig kostbar zu machen, es mit wunderbarem Freiheitsgeist zu durchdringen!“

Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihre Pfarrerin Dorothee Schmitt

Stand: Gemeindebrief November/Dezember 2024