Wenn es schlimm kommt im Leben, dann fragen viele: Wo ist Gott? Warum kümmert er sich nicht um mich? Wenn man mit ansehen muss, wie Menschen leiden, dann fragt man sich: Wie kann Gott das zulassen? Oder auch: Was ist das für ein Gott, der das zulässt!?
Solche Zweifel überfallen auch die, die sonst eigentlich fest auf Gott vertraut haben. Selbst Jesus, als er gekreuzigt wurde und an der Hinrichtungsstätte qualvoll auf den Tod warten musste, sogar Jesus hat gerufen: "Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?"
Das konnte und wollte keiner mitansehen damals. Seine Anhänger und Freunde waren davon gelaufen. Ich kann ihm ja doch nicht helfen, haben sie vielleicht gedacht. Das Elend anderer auszuhalten ist schwer. Nur seine Mutter war am Ende noch da, erzählt die Bibel, eine gute Freundin und ein Freund. Drei Menschen, die ihn nicht allein lassen wollten. Immerhin.
Manche müssen ganz allein mit ihrem Kummer fertig werden. Manche müssen ganz allein sterben. Und das ist schlimm. Aber warum muss man so eine schreckliche Geschichte erzählen? Auch noch nach fast 2000 Jahren? Und warum muss man dieses schreckliche Kreuz aufhängen? Meine Antwort: man muss sie erzählen, weil viele so sterben. Und weil man an diesem EINEN sehen kann: Sogar wer so sterben muss, ist nicht von Gott verlassen. Auch wenn es zunächst so aussieht.
Als Jesus tot war, hat der wachhabende Offizier gesagt: "Dieser Mann war wirklich Gottes Sohn!" In der Sprache der Bibel heißt das: In ihm ist Gott selbst zur Welt gekommen, gefoltert worden und hingerichtet. Gott selbst hält das aus. Damit die Menschen sehen können. Auch den Traurigen ist er nah.
Seitdem glauben wir Christen: Gott ist bereit, auch das Negative auszuhalten. Gott ist nicht nur bei den Erfolgreichen und Glücklichen, nicht nur die schönen Tage und gutes Wetter sind seine Zeit. Gott hält aus bei denen, die leiden, die Kummer haben. Er bleibt bei denen, die versagt haben. Auch wenn es nicht so aussieht. Auch wenn man es nicht spürt und nicht glauben kann: Gott lässt die Leidenden und die Weinenden nicht im Stich. Er hält mit ihnen aus. So wie er am Kreuz ausgehalten hat.
Ich weiß, wie gut es tut, wenn man in schlimmen Situationen nicht allein sein muss. Auch wenn der andere nichts tun kann. Wenn wer bloß da ist, vielleicht meine Hand hält. Das ist schon viel.
Nicht nur in der Passionszeit, sondern darüber hinaus wünsche ich Ihnen, uns, dass wir spüren: Gott ist bei mir. Ganz nah!
Aus den Pfarrhäusern Plötzkau und Sandersleben
grüßen wir Sie herzlich
Ihre Pfarrerinnen
Dorothee Schmitt und Renate Lisock