"Ich verstehe nur noch Bahnhof!", seufzte er, als ein Verkäufer ihm den Computer erklärte und über Gigabyte, RAM, CDROM, Cache usw. sprach. Mag sein, dass Ihnen das auch so geht. Es gibt eben Fachsprachen in der Technik, in der Wissenschaft, die nur Fachleute verstehen. Das ist nicht schlecht, nur: Schlecht wir es, wenn die Fachleute etwas einem Nichtfachmann in ihrer Sprache erklären und dabei ihre Fachsprache benutzen, vielleicht sogar absichtlich, damit der Laie zwar etwas hört, aber eben nichts versteht.
"Ich verstehe nur noch Bahnhof!", das kann oft aber auch ein Stoßseufzer sein, wenn man so manchem Politiker oder Wirtschaftsführer im Radio oder Fernsehen zuhört. Da wird von "Verschlankung" gesprochen und "Personalentlassung" gemeint; da sagt jemand "freisetzen" und meint "kündigen"; spricht von negativem Wachstum" und meint "Verlust"; redet von "Entsorgungspark" und meint "Atommülllager."
Die Sprache dient dann nicht mehr zur Verständigung, sondern dazu, die Gedanken zu verbergen ist eine Art Nebelwand, hinter der man die wahren Absichten oder die eigene Ratlosigkeit verbirgt. Die Pfingstgeschichte in der Bibel erzählt davon, dass eine der wichtigsten Wirkungen
des Geistes Gottes die ist, dass alle die Reden der Apostel verstehen, die Sprache wieder das ist, was sie zuallererst sein soll, ein Verständigungsmittel.
Das gelingt auch deswegen, weil der Geist Gottes ein Geist der Liebe ist. Denn dass sich Menschen nicht mehr verstehen, obwohl sie die gleiche und eine verständliche Sprache sprechen, liegt ja oft daran, dass sie einander nicht (mehr) lieben oder schätzen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie dies in unseren Gemeinden erleben: Dass Sie verstehen und dass Sie verstanden werden, dass Sie mutig nachfragen, wenn Sie etwas nicht verstehen, und geduldig zuhören, wenn Sie jemanden erst einmal nicht verstehen. Denn dann ist der Geist Gottes in unserer Gemeinde lebendig. Und mehr brauchen wir nicht.
Es grüßen Sie herzlich Ihre Mitarbeiter,
Kirchenmusikdirektor Sebastian Saß
und Pfarrerin Dorothee Schmitt