1050 JAHRE FRECKLEBEN
"Die Kirche scheint ein sehr hohes Alter zu haben und schon vor der Zeit der Reformation erbaut worden zu sein. Ursprünglich hat sie unstreitig den gegenwärtigen Umfang nicht gehabt und ist wahrscheinlich eine Kapelle gewesen. Vermutlich ist diese im Jahr 1594 durch einen Anbau auf der südöstlichen Seite erweitert worden, sodass sie die jetzige Gestalt erhalten hat. Unten am Rand der Kanzel nämlich und an einer nordöstlich gelegenen Empore findet man die genannte Jahreszahl. An der Kanzel liest man: „Ao. 1594 d. 22. Marty“ und an der Empore „1594“, und diese Jahreszahl deutet ohne Zweifel auf die Vergrößerung der Kirche hin. Dass diese durch besagten Anbau die jetzige Form erst erhalten haben muss, lässt sich mit Sicherheit aus folgenden zwei Gründen schließen. Erstlich hat man bei der 1855 stattgefundenen Erneuerung derselben, als das Pflaster aufgerissen wurde, im Schiffe von der Kanzel aus eine alte Grundmauer entdeckt, welche von da nach der nordwestlichen Seite hinläuft und deren Vorhandensein deutlich den Beweis liefert, dass der südöstlich liegende Teil der Kirche späterhin angebaut sein muss. Zweitens zeigt es sich ganz klar, dass in der inneren Einrichtung nur darum alle Symmetrie verletzt worden sein kann, weil in späterer Zeit ein Anbau stattgefunden hat. Diese Erweiterung scheint aus folgendem Grunde geschehen zu sein: In dem sogenannten Unterdorfe von Freckleben befindet sich eine Stelle, welche der „Moritzkirchhof“ genannt wird. In der Nähe derselben soll die Moritzkirche gestanden haben, von der noch in der neuesten Zeit Grundmauern ausgegraben worden sind. Diese Kirche, welche wahrscheinlich in alter Zeit von der Gemeinde zur Verrichtung des Gottesdienstes benutzt worden ist, ist vermutlich 1594 eingegangen und die gegenwärtige den Gemeindegliedern eingeräumt worden. Da letztere für die Gemeinde einen zu beschränkten Raum hatte, sah man sich genötigt, sie nach Südosten zu erweitern. Vor dem Jahre 1594 ist sie wahrscheinlich nur von den hiesigen adligen Herrschaften benutzt worden, während die Moritzkirche eine Art Filialkirche bildete. Wann die Reformation in der hiesigen Gemeinde Eingang gefunden hat, darüber schweigen die Nachrichten." - Auszug aus: MONATSBOTE für die evangelischen Gemeinden Sandersleben und Unterwiederstedt. Freckleben, Drohndorf und Mehringen – 15. Jahrgang, Februar 1925, S. 16 Aus der Geschichte der Kirche