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Vor ein paar Tagen kam mir eine Situation in den Sinn, die ist fast 30 Jahre her und ich habe mich damals sehr geschämt.
Während der Ausbildung im Predigerseminar kurz nach der Wende bekamen wir plötzlich mehr Geld, alle paar Monate wurde unser Gehalt etwas angehoben von anfänglich 300 D-Mark (brutto) auf dann immerhin 1.200 DM! Das war den meisten von uns unheimlich: soviel Geld!
Nur einer – er hieß Ernst-Hermann mit Vornamen – meinte, dass er gar nicht genug Geld haben könne. Das war uns natürlich peinlich. So etwas sagt man doch nicht als angehender Pfarrer. Wir sind doch alle schön bescheiden und so.

Ernst-Herrmann wurde wegen seiner Geldgeilheit ausgegrenzt, auch von mir. Am Ende unserer Ausbildung lüftete er dann sein Geheimnis: Er hatte die ganze Zeit seinen jüngeren Bruder finanziell unterstützt. Außerdem hatte er noch über eine Hilfsorganisation mehrere Patenschaften für Kinder in Indien übernommen, damit die zur Schule gehen können und eine Ausbildung machen. Für sich selber hatte er nur das wirklich Nötigste behalten. Was habe ich mich damals geschämt für meine Voreingenommenheit. Ich hatte gedacht, ich wüsste genau, dass Ernst-Herrmann geldgeil sei. Aber was wusste ich schon?

So ähnlich besingt es der Sänger Clueso in seinem Song „Du und ich“ - den ich da gerade im Radio gehört hatte. Er sitzt da so im Bus und macht sich Gedanken über den Busfahrer: (. . . ) aber vielleicht schaut er nicht nur aus Routine in den Rückspiegel ab und zu zurück / was wissen du und ich / schon über ihn / über irgendwen? denn wir sehen nur was wir sehen

So ist es: wir sehen nur, was wir sehen. Was wir sehen wollen. Was wir sehen können.

Das ist eine uralte Erkenntnis, die sich schon – sie ahnen es – in der Bibel findet:

Der Mensch sieht, was vor Augen ist,Gott aber sieht das Herz an

heißt es da.

Was wissen wir schon über den oder die? Wir machen uns halt so unser Bild. Aber oft genug werden wir überrascht, wenn wir zufällig mal hinter die Fassade schauen dürfen.
Dann ist da der Ordnungsdezernent, immer mit Schlips und Kragen, der in seiner Freizeit oder im echten Leben ein fanatischer Heavy-Metal -Fan ist mit allem, was dazugehört. Oder die schrullige Alte, die immer Flaschen aus den Papierkörben gesammelt hat, hinterlässt ein zieml ich großes Vermögen, dass nun der Staat erbt, weil sie kinderlos war. Und der komische Schauspieler, der jeden zum Lachen brachte, der sich nun wegen seiner Depression das Leben nahm.

Wir sehen nur, was wir sehen.
Und machen uns Bilder. Und liegen oft daneben.

Es grüßt Ihr
Pfarrer Arne Tesdorff

KONZERT AM 19. AUGUST
"... und wenn ich könnt, flög ich davon mit meinen Flügeln aus Beton..." Zwischen seiner Konzerttour mit Silly besuchte uns Max Prosa, als einer der angesagtesten Singer/Songwriter Deutschlands, am Sonntag, dem 19. August um 15 Uhr im Kirchgarten in Drohndorf.
Es war ein Nachmittag zwischen Liedern und Erzählungen. Im Gepäck hatte Max seine Gitarre und eine Menge Geschichten, die das Leben schreibt.

Reaktion auf Facebook:

Kennen Sie das auch? Machmal ind das ja so Gespräche am Rande... und dann wird man plötzlich mit einer Frage überfallen.

Es war ein Samstag und samstags finden gerne Beerdigungen statt, aus praktischen Gründen. manchmal werde ich als Pastor hinterher noch zum Kaffeetrinken eingeladen. Und komme dann neben jemandem zu sitzen, den ich nicht kenne. Er weiß aber - jedenfalls meistens - wer ich bin. Und schon kommt eine Frage: "Sagen Sie mal, wie kann man denn heute noch ernsthaft an Gott glauben? Was soll das bringen in unserer modernen Zeit?!"

Boah. Gleich wieder ein Schluck aus der vollen Pulle. Ich muss an meinen Besuch beim Zahnarzt denken, am Mittwoch. Ich wüsste gar nicht, wie ich das überstehen könnte, hätte ich nicht meinen Glauben und auch noch den 23. Psalm, den ich dann im Stillen vor mich hinbete, bis es vorüber ist: "Der HERR ist mein Hirte. ... Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück."

Aber ich kann dem guten Mann beim Kaffeetrinken jetzt ja nicht mit meinem Zahnarzt kommen... "Sagen Sie mal, was haben Sie denn überhaupt von Ihrem Glauben? Was soll das bringen in unserer heutigen Zeit?" Ich rühre meinen Kaffee um und sage:

Mein Glaube gibt mir Halt. Gerade in dieser modernen Zeit.

Und dann setzte ich nach: "Woran glauben Sie denn?" Verdattert schaut er mich an: "Ich? Wieso ich?" (Er bereut wohl schon, dass er mich angesprochen hat.) "Ja, Sie.", sage ich. "Jeder glaubt doch an irgendetwas . Woran glauben Sie denn? Es muss doch etwas geben, woran Sie sich festhalten." "Ähm, wieso? Festhalten?" Ich merke, er weiß einfach nichts mit dem anzufangen, was ich sage. Also komme ich nun doch rau damit: "Na, wenn Sie zum Beispiel beim Zahnarzt sind und der bohrt da bei Ihnen: woran halten Sie sich denn dann fest?" Er guckt mich ungläubig an: "An der Lehne?" Er weiß es einfach nicht besser. Sowas macht mich manchmal ganz schön ratlos.

Auf dem Friedhof letzte Woche, am Grab, war ich der einzige, der das Vaterunser sprechen konnte. Andere hatten es vergessen oder haben es nie gekannt.
Übrigens hat der Stuhl bei meinem Zahnarzt gar keine Lehne zum Festhalten.
Deswegen bin ich froh, dass ich für solche Situationen noch etwas in Reserve habe.
Was ist mit Ihnen?

Es grüßt Sie - auch im Namen von Renate Lisock

Ihr Arne Tesdorff

Die Kirchengemeinde Mehringen lud am 16. Juni 2018 um 18:00 Uhr in die Stephanikirche Mehringen zu einem Konzert der Gruppe "Black Eye" ein. Die Band stellte u.a. auch ihre neue CD "For Now" vor.

Feedback der Band:

Ein schönes Konzert vor der Sommerpause. Eine fast volle Kirche und eine tolle Möglichkeit unsere neue CD "For Now" vorzustellen. Danke an alle die dabei waren.

Foto: Susann Bausbach/Black Eye

Black Eye, das sind 5 Amateurmusiker, die in der Besetzung Gesang, Gitarre, Mundharmonika, Violine, Flöte, Piano und Percussion auftreten. Sie interpretieren  mit eigenen Arrangements gefühlvolle Balladen, schwungvolle Rock- und Popcoverfassungen oder auch irische, englische und amerikanische Folksongs. Die zum Teil drei- bis vierstimmigen Sätze sind dabei immer wieder ein akustischer Genuss. Zahlreiche eigene Stücke – verträumt oder mitreißend rhythmisch – lassen auch am Songwriter–Können der Gruppe keinen Zweifel aufkommen. Hier der LinkIn neuem Fenster öffnen zur Band-Website.

Es ist Jahre her, als ich einmal Zeuge der Zeugen wurde. In Bernburg waren Vertreter der "Zeugen Jehovas" unterwegs. Sie gehen ja immer von Haus zu Haus, klingeln an der Tür, wollen reden, über Gott (vor allem) und die Welt (das weniger).

Als ich sehe, wie zwei dieser Vertreter an der Haustür klingeln, verlangsamt sich mein Schritt. Das will ich wohl gerne sehen und hören... Heraus aus der Tür tritt eine junge Bernburgerin, die alle Klischees bedient: Jogginghose, Tattoos, Piercings und eine Zigarette in der Hand.

Jetzt wird es spannend, denke ich. Einer der beiden Zeugen Jehovas beginnt mit dem Satz: "Glauben Sie nicht auch an Gott?" Die Angesprochene antwortet: "Nee, ich gloobe bloß an das, was ich sehen kann." Dabei reibt sie demonstrativ Daumen und Zeigefinger aneinander, so, wie man Geld zählt.

Wie gerne hätte ich gewusst, wie das Gespräch weiterging. Aber ich konnte ja schlecht stehen bleiben. Dann hätten die noch gedacht, ich wäre neugierig. Nicht, dass ich jetzt in den Verdacht komme, ein Anhänger der "Zeugen Jehovas" zu sein. Aber: ein bisschen taten mir die beiden leid.

Da sind sie nun extra aus dem Westen hergefahren (wie dieser Tage auch wieder in Amesdorf zu erleben war), voller Enthusiasmus, endlich ein paar Leute zu überzeugen. Und dann kommen solche Sätze, wie: "Ich gloobe bloß an das, was ich sehen kann."

Das ist ja im Grunde auch mein Problem und das meiner Kollegen: wir versuchen etwas zu vermitteln, was man weder sehen noch anfassen kann. Und stoßen allzu oft auf Menschen, die so sind, wie die Dame in der gestreiften Jogginghose.

Dabei - das weiß doch jeder - kann man die wichtigen Dinge des Lebens weder sehen noch anfassen: Gesundheit, Liebe, Trauer, Schmerz, Segen: Nichts davon kann man anfassen oder sehen. Und doch machen grade die unsichtbaren, unfassbaren Dinge unser Leben lebenswert.

Ich wünsche Ihnen - auch im Namen meiner Kollegin Renate Lisock - gesegnete Frühlingstage.

Ihr Arne Tesdorff

 

Am Samstag, Quasimodogeniti fand in der Kirche St. Marien Sandersleben die Jubelkonfirmation statt. 22 eiserne und 3 goldene Konfirmanden feierten ihr Konfirmationsjubiläum. Pfarrer Arne Tesdorff überreichte Urkunden und der Kirchenchor sang für die Jubilare. Frau K. Lenhart beglückwünschte die Jubelkonfirmanden im Namen des Gemeindekirchenrates. Die Jubilare freuten sich besonders ihr Konfirmationsjubiläum in der fertig gestellten Kirche feiern zu können. Der letzte Bauabschnitt wurde im August 2017 abgeschlossen. Im Anschluss hatte man Gelegenheit bei Kaffee und Kuchen Erinnerungen auszutauschen.

Monique Mosig
Vorsitzende Gemeindekirchenrat

Das Leben ist spannend!

Das wissen doch alle! Jeder Tag ist anders. Oft geschehen unerwartete Dinge. Aber auch so gibt es immer wieder Abwechslung. Am 14. Februar ist in diesem Jahr nicht nur Valentinstag, sondern auch noch Aschermittwoch. Und damit beginnt dann die Passionszeit. Die Karnevalszeit ist mit Fastnacht einen Tag vorher zu Ende gegangen. Bis zum 15. Februar müssen die Haushaltspläne der Kirchengemeinden bei der Landeskirche eingereicht werden. Aber ich glaube, das ist nicht so spannend. Auch über den Valentinstag kann man geteilter Meinung sein. Obwohl er seinen Namen vom Heiligen Valentin hat. Die Blumenläden lieben wahrscheinlich diesen Tag. Sollten wir aber nicht den uns anvertrauten Menschen jeden Tag zeigen, dass wir sie mögen? Aber zurück. Manchen Faschingsfreunden fällt der Abschied von dieser lustigen Zeit in jedem Jahr erneut schwer. Vielleicht kann es helfen, wenn wir auch der Passionszeit etwas Positives abgewinnen. Denn es ist natürlich gewiss auch nicht verkehrt für eine gewisse Zeit auf etwas zu verzichten. Jeder hätte da etwas. Es tut unserer Gesundheit gut und hilft uns in andere Menschen hinein zu versetzen, die nie so viel Leckereien haben wie wir.

Jetzt werden Sie sagen: „Was ist daran positiv?“ Ich meinte ja auch etwas anderes. In unserer Landeskirche gab es einmal einen ganz besonderen Kalender für die Fastenzeit. Nicht sieben Wochen ohne, sondern sieben Wochen mit. Also doch Schokolade und Alkohol? Nein! Sieben Wochen mit einem täglichen guten Wort aus der Bibel . Im Kalender heißt es dazu:

„Die Passionszeit ist schon immer eine Zeit der Suche nach dem Sinn des Glaubens und eine Zeit der Suche nach Gott gewesen."

Vielleicht bekommen Sie in Ihrem Pfarramt noch einen ähnlichen Kalender für die nächsten sieben spannenden Wochen. Denn auch 2018 wird in diesen sieben Wochen viel geschehen. Auch Jesus musste damals in dieser Zeit viel leiden, besonders in der letzten, der Karwoche. Die einen fanden das damals richtig, die anderen falsch. Auch wir werden Unterschiedliches erleben und unterschiedlicher Meinung sein. Die einen sind immer noch fröhlich, weil sie noch den Fasching oder anderes im Kopf haben. Andere sind traurig, weil sie vielleicht gerade einen lieben Menschen verloren haben.

"Lebe lieber jetzt! " So lese ich die Überschrift auf einem anderen Fastenkalender. "Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht ich?" Folgendes Gedicht kann viel leicht auch weiterhelfen: (zitiert aus Fastenkalender Susanne Herzog)

Aufstehen und mich dem Leben in die Arme werfen - nicht erst am jüngsten Tag, nicht erst, wenn es nichts mehr kostet und niemandem mehr wehtut.
Sich ausstrecken nach allem, was noch aussteht, und nicht nur nach dem Zugebilligten.
Uns erwartet das Leben.

Wann, wenn nicht jetzt?

Ich wünsche Ihnen, nicht nur beim Wetter, mit allen Hochs und Tiefs eine gesegnete Passions- und Osterzeit. Mein Kollege Arne Tesdorff natürlich auch. Und unser treuer Helfer Tobias Gruber schließt sich gewiss auch an. Bleiben Sie uns auch in unterschiedlichen Zeiten treu - das wünscht

Renate Lisock.