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Nachlese

In diesem Sommer konnten wir die Kraft der Sonne wieder spüren. Viele Menschen hatten ihre Mühe mit der großen Wärme: während der Arbeit, auf der Straße, in der Wohnung. Von Anbeginn der Zeit steht die Sonne am Himmel. Sie begleitet die Menschen und die Menschheitsgeschichte. Eine weitere Begleiterin der Menschheitsgeschichte ist die Bibel. Seit Tausenden von Jahren steht folgendes Psalmlied im Alten Testament:

Halleluja! Lobet im Himmel den Herrn, lobet ihn in der Höhe!
Lobet ihn, alle seine Engel, lobet ihn, all sein Heer!
Lobet ihn, Sonne und Mond, lobet ihn, alle leuchtenden Sterne!
Die sollen loben den Namen des Herrn;
denn er gebot, da wurden sie geschaffen - Psalm 148, 13.5

Der Blick auf Sonne, Mond und Sterne gehört mit zur Kulturgeschichte der Menschheit. Ohne Sonnenlicht hätte sich das Leben nicht entwickeln können; ohne Sterne hätte es keine erste Orientierung zu Lande und zu Wasser gegeben; ohne den Mond am Himmel gäbe es keine romantischen Abendstunden.

Himmelsscheibe von Nebra CC BY-SA 3.0

Als vor 25 Jahren die Himmelsscheibe von Nebra entdeckt wurde, war das eine Sensation. Zufällig stießen zwei Männer im Wald auf diese Scheibe, die sie zunächst für einen alten Eimerdeckel hielten. Doch der Fund entpuppte sich als eine mit Goldauflagen versehene Scheibe aus der Bronzezeit, mehr als 3.600 Jahre alt. Entstanden ist die ungefähr 32 cm große Scheibe in Mitteleuropa und ist die älteste konkrete Darstellung des Himmels. Was auf der Scheibe dargestellt ist, kann jeder auf den ersten Blick sagen: Sonne, Mond und Sterne, ein freundliches Himmelsbild. Doch die Forscher haben in den vergangenen Jahren viele interessante Einzelheiten zur Erklärung der Scheibe gefunden. Interessant ist vor allem, dass die Scheibe mehrfach bearbeitet wurde.

Ursprünglich waren auf ihr nur die Sterne, der große Kreis und die Mondsichel zu sehen. Während die meisten Sterne gleichmäßig über die Scheibe verteilt sind, stehen sieben auffällig eng zusammen: Alles spricht dafür, dass es sich um das Siebengestirn im Sternbild Stier handelt. In alter Zeit waren es wichtige Termine im bäuerlichen Jahre, wenn im Frühling und Herbst das Siebengestirn in der Nähe von Mondsichel und Vollmond zu sehen war. Später wurden am linken und rechten Rand goldene Bögen hinzugefügt, der linke ist verloren gegangen. Diese Bögen konnten in Zusammenhang mit der Sommer und Wintersonnenwende dazu dienen, die Scheibe als Kalender zu benutzen. Noch später wurde dann der goldene Bogen im unteren Bereich der Scheibe eingefügt. Wahrscheinlich soll ein Schiff dargestellt werden, das die Sonne von Horizont zu Horizont trägt. Der große Kreis wurde nun wohl als Sonne verstanden, und die Scheibe bekam kultische Bedeutung.

Vom Leben der Menschen vor 3.600 Jahren wissen wir sehr wenig. Doch die Scheibe von Nebra kann dazu helfen, dass wir einiges erahnen können. Wie wir heute konnten die Menschen Nacht für Nacht den Sternenhimmel sehen. Und wie wir den bestirnten Himmel mit Bewunderung und Ehrfurcht betrachten können, so entdeckten die Menschen damals die Ordnung der Welt im Himmel. Sonne, Mond und Sterne waren wichtig zur Einteilung der Zeit, für Saat und Ernte. Doch sie hatten nicht nur praktischen Nutzen, anscheinend sah man in den Gestirnen des Himmels auch Mächte am Werk, die man kultisch verehrte. Auch heute gibt es viele Menschen, die ihr Leben in Abhängigkeit von den Kräften des Kosmos sehen. Mondkalender und Horoskope sollen vielen Orientierung im Leben geben. Doch in unserer jüdisch-christlichen Tradition haben wir eine andere Sicht vom Himmel. Danach haben die Gestirne selbst keine Macht, sie sind nur wie von Gott an den Himmel gehängte Lampen. Sonne, Mond und Sterne verdienen keine kultische Verehrung, sie sind selbst Teil der Schöpfung Gottes. Uns weist der Blick in den Himmel auf den, der noch größer ist als alle Himmel: auf Gott selbst.

Die Menschen, die vor Jahrtausenden die Himmelsscheibe in der Hand hielten, wussten ihr Leben in einer himmlischen Ordnung gehalten. Uns kann das Bild erinnern: So wie Himmel und Erde sind auch mein und dein Leben gehalten in Gottes Liebe. Gott, der in Jesus Mensch geworden ist, gibt uns die Orientierung, die wir brauchen; er ist uns nahe in seiner Liebe.

Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihre Pfarrerin Dorothee Schmitt

"Ich verstehe nur noch Bahnhof!", seufzte er, als ein Verkäufer ihm den Computer erklärte und über Gigabyte, RAM, CD­ROM, Cache usw. sprach. Mag sein, dass Ihnen das auch so geht. Es gibt eben Fachsprachen in der Technik, in der Wissenschaft, die nur Fachleute verstehen. Das ist nicht schlecht, nur: Schlecht wir es, wenn die Fachleute etwas einem Nichtfachmann in ihrer Sprache erklären und dabei ihre Fachsprache benutzen, vielleicht sogar absichtlich, damit der Laie zwar etwas hört, aber eben nichts versteht.

"Ich verstehe nur noch Bahnhof!", das kann oft aber auch ein Stoßseufzer sein, wenn man so manchem Politiker oder Wirtschaftsführer im Radio oder Fernsehen zuhört. Da wird von "Verschlankung" gesprochen und "Personalentlassung" gemeint; da sagt jemand "freisetzen" und meint "kündigen"; spricht von negativem Wachstum" und meint "Verlust"; redet von "Entsorgungspark" und meint "Atommülllager."

Die Sprache dient dann nicht mehr zur Verständigung, sondern dazu, die Gedanken zu verbergen ­ ist eine Art Nebelwand, hinter der man die wahren Absichten oder die eigene Ratlosigkeit verbirgt. Die Pfingstgeschichte in der Bibel erzählt davon, dass eine der wichtigsten Wirkungen
des Geistes Gottes die ist, dass alle die Reden der Apostel verstehen, die Sprache wieder das ist, was sie zuallererst sein soll, ein Verständigungsmittel.

Das gelingt auch deswegen, weil der Geist Gottes ein Geist der Liebe ist. Denn dass sich Menschen nicht mehr verstehen, obwohl sie die gleiche und eine verständliche Sprache sprechen, liegt ja oft daran, dass sie einander nicht (mehr) lieben oder schätzen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie dies in unseren Gemeinden erleben: Dass Sie verstehen und dass Sie verstanden werden, dass Sie mutig nachfragen, wenn Sie etwas nicht verstehen, und geduldig zuhören, wenn Sie jemanden erst einmal nicht verstehen. Denn dann ist der Geist Gottes in unserer Gemeinde lebendig. Und mehr brauchen wir nicht.

Es grüßen Sie herzlich Ihre Mitarbeiter,
Kirchenmusikdirektor Sebastian Saß
und Pfarrerin Dorothee Schmitt

Thema: Pfingsten

NEUES GLAUBENSBEKENNTNIS ZU PFINGSTEN
Ich glaube an den Heiligen Geist.
Ich glaube daran, dass sich das Wunder von Pfingsten nicht nur damals in Jerusalem, sondern allezeit, überall und immer ereignet hat und ereignen kann. Ich glaube es als einer, der erlebt und erfahren hat, dass Gottes guter Geist lebendig und gegenwärtig ist und uns in Bewegung hält.
Ich glaube an die heilige christliche Kirche.
Trotz aller Schuld und Versagen von Beginn der Kirchengeschichte an bis heute, erkenne ich die Verdienste der Kirche an, die sich in Verkündigung und Seelsorge, in Musik und Diakonie, in Kunst und Kultur und in Gebäuden manifestieren. Ich glaube an die Zukunft der christlichen Kirche, weil sie lebendig ist und weil sie der Platz ist, an dem unsere Gottesträume Gestalt annehmen.
Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen.
Trotz aller gegenteiligen Behauptungen und Klagen, glaube ich, dass es sie gibt, die guten, freundlichen und hilfsbereiten Menschen, die sich für andere einsetzen, ohne zu fragen: Was hab ich davon? Menschen, die Glauben leben, und aus denen Gott zu uns spricht. Ich glaube, dass Konkurrenz und Neid nicht die Oberhand gewinnen werden und dass machtbesessene Egozentriker und skrupellose Eiferer ihre Pläne nicht werden verwirklichen können, sondern in Wirklichkeit die Gefühlvollen, die die sich selbst nicht in den Vordergrund drängen, und die Bescheidenen das Erdreich besitzen.
Ich glaube an die Vergebung der Sünden.
Mir bleibt gar keine andere Wahl, als an die Vergebung zu glauben. Wie können wir sonst überleben angesichts der Gräuel und Gewalttaten, der Verletzungen, die wir unseren Mitmenschen und der Natur zufügen? Ich glaube, dass es möglich ist, neu anzufangen, weil Gottes Güte größer ist als unsere sogenannte Gerechtigkeit.
Ich glaube an die Auferstehung der Toten.
Es gibt Leben inmitten des Todes. Ich glaube, dass der Kreislauf von Saat und Ernte nicht unterbrochen wird, solange es die Erde gibt, denn der Geist, der lebendig macht, ist dem irdischen Gesetz der Vergänglichkeit nicht untertan. Ich glaube, das Wesentliche bleibt über den Tod hinaus ­ und das ist mehr als Erinnerung.
Ich glaube an das ewige Leben.
Wie immer es sein wird, wann immer es beginnt ­ ich glaube, dass das Leben nicht endgültig verloren geht, weil Gottes Geist, von Ewigkeit her lebendig, in seinen Geschöpfen lebendig bleibt. Es gibt eine Form der Existenz, die nicht von der Zeit bestimmt ist, sondern von unendlicher, angenehmer Ruhe, vom Sein in Gottes Nähe. Es gibt eine Form der Existenz, die nicht vom Abschiednehmen bestimmt ist, sondern vom Bleiben.
Das glaube ich. Und das gibt mir Kraft zum Leben. Amen.

Haben Sie sich auch schon mal gefragt: Wie kommt es zu dem wechselnden Ostertermin? Vor allem Menschen, die in der Hotel‐ und Urlaubsbranche arbeiten, sind die unterschiedlichen Termine des Osterfestes ein Ärgernis. Denn es liegt anders als Weihnachten nicht an einem festen Termin. Zwischen dem 22. März und dem 25. April kann jedes Datum irgendwann einmal Ostern sein. So springt Ostern hin und her; denn es wird immer am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr gefeiert.

Ein Ausblick auf Pfingsten aus der Drohndorfer Kirche

Die Frage "Wann ist dieses Jahr eigentlich Ostern?" gehört zu den Standardfragen der Menschen, die mit einem Terminkalender leben. In diesem Jahr liegt es mit dem 31. März ziemlich vorn. Doch die unterschiedlichen Daten des Osterfestes könnten ein Zeichen sein. Symbol für den Inhalt des Festes, die Auferstehung Jesu von den Toten. So wenig der Ostertermin ein für alle Mal feststeht, so wenig ließ sich Jesus festlegen, vor seinem Tod nicht und ‐ wie sich zeigte ‐ selbst als Gekreuzigter ließ er sich nicht auf Dauer festnageln, in das Grab verbannen.

So wie Ostern in einem nach feststehenden Daten geordneten Kalender ein "unordentliches" Fest ist, so bringt Jesus alles aus der gewohnten Ordnung: Während seines irdischen Lebens wirbelt er all das, was man von Gott zu wissen meinte, durcheinander, und mit der Überwindung des Todes erwies er selbst das Wort "todsicher" als falsch. Damit aber ist das Fundament aller dauerhaften Ordnung aufgehoben:

Denn: Wenn selbst der Tod nicht feststeht, dann ist alle Ordnung relativ. Leben lässt sich nicht für immer in Ordnungen bringen, auch nicht in die Ordnungen des Verstandes, irgendwo, irgendwann bricht es aus, und sei es nach drei Tagen aus einem Grab. Allen Anläufen zum Trotz: Ostern lässt sich nicht ordentlich auf ein Datum festlegen. Und weist damit auf den Auferstandenen hin, der Menschen bis heute begegnet und bewegt. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen: eine fröhliche und gesegnete Osterzeit!

Es grüßen Sie herzlich Ihre Mitarbeiter,
Kirchenmusikdirektor Sebastian Saß
und Pfarrerin Dorothee Schmitt

In seinem Stück "Bei geschlossenen Türen" erzählt Jean Paul Sartre, wie sich drei Menschen gegenseitig die Hölle heißmachen. Sie sind in einem Raum eingesperrt, und völlig rücksichtslos sagt jeder der Drei, was er von sich und vom anderen denkt. Einer von ihnen begründet diese Rücksichtslosigkeit: Wir sind doch unter uns! Er meint damit: Wir sind einander ausgeliefert, jeder kann mit dem anderen umgehen, wie er will. Es wird von außen keiner kommen, der hilft.

Wie ich finde, ein packendes, beklemmendes Bild für eine Welt ohne Glauben an Gott. Wir sind doch unter uns ‐ so sagen zwar nicht alle, aber leben es viele. Wen interessiert es schon, wie ich mein Leben gestalte? Warum sollte ich Rücksicht nehmen auf meinen Partner, auf meine alten Eltern? Oder auf das Eigentum meines Arbeitgebers? Wozu sollte ich sorgsam umgehen mit Energie und mit Wasser, wenn doch aufs Ganze gesehen nichts mehr zu retten ist? Wir sitzen alle im selben Boot, und jeder muss sehen, wo er bleibt. Und so sieht es dann auch aus: Einsamkeit, verletzte Gefühle, gebeugte und verbogene Menschen. Wird denn wirklich keiner kommen, der hilft?

Doch! Gott wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. So heißt es im letzten Buch der Bibel. Wörtlich steht da: Gott wird bei ihnen zelten. Ja, Gott kommt. Einst kam er nach Europa, ich bin den christlichen Missionaren dankbar, dass sie unseren Vorfahren die Botschaft von Jesus Christus brachten.

Seitdem lebt Gott unter uns, tröstet und heilt, gibt den Gebeugten ihre Würde zurück. Wo immer Menschen an ihn glaubten, da blühte das Leben auf, wuchs Gemeinschaft, verwandelt sich die Hölle in einen Garten.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass Gott sich in unserer Gesellschaft zunehmend unwohl fühlt, an manchen Plätzen seine Zelte schon abgebrochen hat und woanders hingezogen ist. An solchen Orten leben die Menschen wieder ganz unter sich, in geschlossener Gesellschaft, ohne Rücksicht auf Verluste.

Wie von einem anderen Stern scheinen da die Christen zu sein, die an Gott glauben und ihm gehorchen. Aber es gibt sie noch, diese kleine, offene Gesellschaft, wo die Menschen aufrecht gehen und wo das Miteinander gelingt. Auf mich übt sie eine große Anziehungskraft aus.

Und ich verstehe, wenn es heißt: Gott wohnt mitten unter ihnen.


Es grüßen Sie herzlich
Ihre Pfarrerinnen
Claudia Drese und Dorothee Schmitt

Im Februar 2021 schneite es heftig und der Wind wehte stark. Bei so einer Wetterlage besteht die Gefahr, dass Flugschnee unter das Dach geweht wird.

Die Kirchengemeinden waren vom Kirchenbauamt gewarnt worden und sollten auf den Dachböden ihrer Kirchen nach Flugschnee Ausschau halten und diesen, falls eingeweht, beseitigen.

Leider gibt es in der Frecklebener Kirche über der Gewölbedecke keinen begehbaren Dachboden, so konnte der feine Flugschnee ungehindert auf die Oberfläche der Kirchendecke gelangen. Mit einsetzendem Tauwetter wurde das gesamte Tonnengewölbe durchfeuchtet und das Tauwasser suchte sich seinen Weg in das Kircheninnere.

Es war klar, dass unser altes Kirchendach diesen Wetterkapriolen nicht mehr gewachsen ist und es erneuert werden muss.

Im November 2022 begannen die Bauarbeiten unter Leitung von Architekt Frank Rieland. Nach Öffnung des Dachraumes wurden die zuvor nicht sichtbaren Schäden in ihrem ganzen Ausmaß deutlich. Der Schwammbefall war schon vermutet worden, aber dieses Ausmaß überraschte und schockierte.

Die Schäden an der hölzernen Dachkonstruktion sprengten den geplanten finanziellen Rahmen der Sanierungsarbeiten. Eine kleine Kirchgemeinde ist in der Regel nicht in der Lage, ein neues Kirchendach zu bezahlen. Noch schwerer wird es, wenn der Schwamm das Holz geschädigt hat. So war es auch in Freckleben.  Die Frecklebener haben großzügig gespendet, doch aus eigener Kraft war die Finanzierung der aufwändigen Sanierungsarbeiten nicht zu leisten. 

Die St. Stephanus-Kirche ist sehr alt und stammt aus romanischer Zeit.

1594 wurde die Kirche umgebaut und es entstand eine der sehr seltenen Winkelkirchen. In Deutschland gibt es nur 7 davon. Eine Winkelkirche besteht aus zwei Kirchenschiffen, die im rechten Winkel zueinanderstehen. Der Altar befindet sich im Winkel. Allen war klar, so eine besondere Kirche muss gerettet und erhalten werden. 

Die politische Gemeinde, die Kirchengemeinde, Architekt Rieland, die Bauamtsleiterin der Anhaltischen Kirche, Frau Förster-Wetzel, das Landesamt für Denkmalpflege und das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten haben hervorragend zusammengearbeitet und dieses große und aufwändige Projekt organisiert und mitfinanziert. 

Im September 2023 wurden die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten beendet. 

In einem festlichen Gottesdienst mit Kreisoberpfarrer Baier am 1. Oktober 2023 konnte die Kirche wieder in Dienst genommen werden. 

Die Frecklebener Kirchengemeinde ist sehr dankbar, dass in ihrem Gotteshaus wieder Gottesdienste gefeiert werden kann. Sie ist im wörtlichen und übertragenen Sinne „bedacht“ worden. Kirchen sind nicht nur Steine, Holz und Dachziegel, sondern mit ihren weit im Land sichtbaren Türmen zeugen sie auch von christlicher Kultur, von Baukunst und zeigen den Menschen die Richtung an, wenn sie die Orientierung verloren haben. Sei es auf einer Wanderung oder auch im Leben. 


Bericht des Architekten Frank Rieland, Schackstedt

Aktenzeichen:              631422000332

Sachbericht

Mit den Bauarbeiten am Vorhaben wurde im November 2022 begonnen.

Grundlage der Arbeiten war das Sanierungskonzept des Architekturbüro Rieland vom 25.03.2022.

Eine genaue Schadensanalyse und eine Präzisierung des Sanierungskonzeptes war erst nach der Erstellung des Innen- und Außengerüstes möglich.

Nach Öffnung des Dachraumes mussten wir feststellen, dass der Schaden an den Konstruktionshölzern des Dachstuhls sehr viel höher war als ursprünglich angenommen.

Der vor Baubeginn hauptsächlich an der Nordseite der Mauerkrone diagnostizierte Hausschwammbefall betraf ca. 95% der gesamten Mauerkrone. Fußpfetten und Sparrenköpfe waren zum großen Teil nicht mehr vorhanden.

Mit Hilfe eines Holzschutzgutachtens (Sachverständigenbüro M.S.) und einer Sanierungsstatik (I.B. Fromme) wurde das Sanierungskonzept im Februar 2023 aktualisiert.

Die Mehrkosten sind in der Kostenberechnung vom 27.03.2023 dokumentiert (Anlage 1).

Die tatsächliche Sanierungskosten (nach Fertigstellung) betragen 299.263,00 €.

Hier die Hauptfaktoren für den Kostenanstieg:

Gerüstbauarbeiten: zusätzlicher Aufwand für die Abfangung des Dachstuhls, Kompletteinrüstung des Innenraums, zusätzlicher Lastturm außen (als Sicherungsmaßnahme), Mehrkosten bei der Gerüstvorhaltung infolge erheblicher Bauzeitverlängerung

Zimmererarbeiten: größerer Leistungsaufwand (mehr Material, mehr Abbund, usw.)

Maurerarbeiten: größerer Leistungsaufwand (48 m² mehr Innenputz infolge Schwamm-sanierung, ein Fenstersturz aus Bruchstein (1,60 cm breit, 90 cm tief) musste komplett erneuert werden

Dachdeckerarb.: veränderte Materialauswahl Dachziegel nach Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde (siehe Abrechnung Dachdeckerarbeiten)

Blitzschutzarb.: tatsächliche Kosten nach Ausschreibung im Juni 2023

Neben den vom ALFF geförderten Bauarbeiten, konnten mit zusätzlich von der Landeskirche bereitgestellten Mitteln die Malerarbeiten im Innenbereich und die Außentorsanierung realisiert werden.

Alle Arbeiten wurden mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt abgestimmt.

Das Projektziel wurde erreicht. Ein ortsprägendes Einzeldenkmal wurde gerettet.

Freckleben, 25.09.2023

Novemberzeit ist Trauerzeit. Dieser nebulöse Monat hat es in sich. Dunkel, nass, kalt, ungemütlich. Das passt. Das ist die richtige Kulisse für Trauer und Tristesse.
Viele mögen deshalb den November gar nicht. Trauernde Menschen aber schon. Die finden ihn passend. Endlich ein Monat, sagen sie, der so ist wie wir. Endlich stimmen drinnen und draußen überein. Trauernde Menschen sind Novembermenschen. Und ihre Trauerzeit ist wichtige Zeit. Wer trauert, arbeitet ja an etwas ganz Großem. Trauerzeit ist keineswegs verlorene Zeit. Sie ist im Gegenteil die Zeit für Wertarbeit der Seele, für mühselige Mühe. Novembertrauer hat Tiefe auf höchstem Niveau, die Trauer der Spiegel der Liebe ist. Wer trauert ­ liebt. Wer viel trauert, tut das nur, weil er so viel lieb gehabt hat. Novembertrauer ist darum so wertvoll und so kostbar, weil sie sich Zeit nimmt für eine der wichtigsten Dinge des Lebens nämlich die Spuren aufzuspüren, die wir miteinander gegangen sind, nachsinnen über die Nähe und Geborgenheit von Gestern, die so weit getragen hat und die jetzt fehlt. Und die Tränen, die dabei fließen, sie sind die Perlen dieses Schatzes, sind jede einzelne für sich ein Juwel der Verbundenheit, stärker ist als der Tod. Novemberzeit ist Trauerzeit. Das stimmt. Aber sie ist deshalb keine Unzeit, oder gar verlorene Zeit. Der November ist der Mai der Trauer. Schonraum und Parkplatz für verwundete Seelen, die sich im Schutz der Dunkelheit sammeln und schweigen.
Viel Nebel gibts in dieser Zeit. Das passt auch. Wenn man nämlich das Wort heraus. Im Nebel stehen und das Leben rückwärts betrachten und bis auf Weiteres nicht wissen, wie es weitergehen soll. Keine Klarheit haben, keinen Durchblick, keine hellen Gedanken, sondern schwere nur, schwere Gedanken für einen schweren Mut. Und trotzdem da sein, und da bleiben und wissen: diese Zeit ist auch gelebte Lebenszeit, dieser Schauer Trauer Monat hat auch seinen guten Grund. Er schenkt uns den Platz, den wir brauchen für unser Vermissen und Sehnen und Warten. Weil alles seine Zeit hat, wie die Bibel sagt: Lachen und Weinen, Geboren werden und Sterben, Kommen und Gehen, Lieben und Leiden. Alles hat seine Zeit. Und alle Zeit steht in Gottes Hand. Auch diese jetzt ­ im November.


Es grüßen Sie herzlich
Ihre Pfarrerinnen
Claudia Drese und Dorothee Schmitt

Als ich zu meinem Dienstbeginn im Bereich Sandersleben hörte, dass in Schackstedt anfangs September das Erntedankfest gefeiert wird, war ich verwundert.
Bereits in der Agende von 1955, neu aufgelegt 1971, steht: "Wo gliedkirchlich oder ortskirchlich keine anderweitige Regelung getroffen ist, wird der Erntedanktag am Sonntag nach dem Michaelistage
(29. September) begangen /30. September ­ 6. Oktober/" und auch bei Wikipedia ist zu lesen:
"Nach der Reformation wurde das Erntedankfest an unterschiedlichen Daten gefeiert... Schließlich bürgerte sich die Feier am Michaelistag oder – weit überwiegend – am ersten Sonntag nach Michaelis als Termin ein. Diese Regelung geht u. a. auf einen Erlass des preußischen Königs aus dem Jahre 1773 zurück."
Dass in Schackstedt das Erntedankfest Anfang September gefeiert wird, hat allerdings Tradition. Im Monatsboten für die evangelischen Gemeinde Sandersleben und Unterwiederstedt. Freckleben, Drohndorf, Mehringen, Schackstedt und Schackenthal vom Oktober 1929, las ich: "Die hiesigen Landwirte feierten unter starker Beteiligung am 4. September ihr Erntefest. Dreiundzwanzig mit Blumen und Girlanden geschmückte Wagen wurden im Festzuge gezählt, der sich um 2 Uhr nachmittags ins Feld unweit des Dorfes begab und dort im Kreise Aufstellung nahm. Die Musik spielte zuerst den Choral: 'Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren'. Sodann hielt Pastor Randel eine längere zu Herzen gehende Ansprache. Ein Stoppeltanz nach altem Brauch schloß die eindrucksvolle Feier auf dem Acker. Eine Nachfeier mit Tanz in Schmidt's Lokal vollendete das 32. Erntefest, was auf diese Weise gefeiert wurde."
Diese Tradition wird in Schackstedt weiter gepflegt und in diesem Jahr der 1050. Ersterwähnung des Ortes festlich ausgeschmückt:
Donnerstag, den 31.08.2023, 19 Uhr ­ KONZERT in der St.­-Kilian-­Kirche mit dem Chor "Amici Carminis" unter Leitung von Sebastian Saß
Samstag, den 02.09.2023, 13 Uhr ­
großer Festumzug mit Stoppeltanz
Sonntag, den 03.09.2023, 10 Uhr ­ Gottesdienst

Schon lange nicht mehr in die Kirche gegangen? Am 10. September gibt es eine ausgezeichnete Gelegenheit. Nicht nur, weil Sonntag ist, sondern weil der bundesweite Tag des offenen Denkmals begangen wird. Das Motto in diesem Jahr: „Talent Monument“. (Auch die "Talente hinter dem Denkmal" dürfen Sie entdecken.) Bestimmt finden Sie in ihrer Nähe ein offenes Denkmal.
Wenn Sie wissen wollen, was ein Refektorium ist, was ein Laubenganghaus ausmacht, wie eine Synagoge von innen aussieht oder welche Geschichte die alten Wegkreuze erzählen, dann kommen Sie auf Ihre Kosten.
Nebenbei wird deutlich: Glaube und Religion nehmen auch heute noch einen wichtigen Platz in unserem Land ein. Nicht nur, weil ein Sprichwort sagt, dass man die Kirche im Dorf lassen soll, sondern weil religiöse Bauten unsere Dörfer und Städte prägen. Kirchtürme und Glocken sind vielerorts unübersehbar und unüberhörbar. Sie bieten Orientierungspunkte, sind häufig der Mittelpunkt eines Ortes.
Deutlich wird auch anhand der religiösen Bauten die Vielfalt, wie sich Menschen mit ihrem Glauben im Laufe der Jahrhunderte auseinandergesetzt haben. Und schließlich zeigen sie, dass sich der Glaube in einem beständigen Wandel befindet. Was die einen als angemessene Form der Gottesverehrung verstanden, ist für andere Kitsch, was in einem Jahrhundert wichtig
war, wurde in einem anderen Jahrhundert vergessen.
Spannend: Bei dem Wort »Sakralbau« denkt man sicher zuerst an Kirchen. Aber das religiöse Leben Deutschlands besteht nicht nur aus Gottesdiensten. Viele Krankenhäuser sind aus kirchlichen Spitälern entstanden, Hochschulen sind alte Klostergründungen, Bischöfe haben Museen gestiftet und die abendländische Kunst ist ohne das Christentum nicht denkbar.
Kurz: Die Geschichte des Abendlandes, das wird dieser Tag des Denkmals deutlich machen, ist ohne den christlichen und jüdischen Glauben gar nicht zu verstehen.
Das alles können Sie bei einer Entdeckungsreise in die Welt der Sakralbauten selbst herausfinden. Und vielleicht kommen Sie in den nächsten Gottesdienst, damit die Kirchen nicht nur historische Denkmale werden, sondern ein "Bau aus lebendigen Steinen" bleiben.

Ermüdet vom Leben in der Großstadt und enttäuscht von den sogenannten Errungenschaften der Zivilisation: So ging es dem Maler Paul Gauguin, darum floh er aus dieser Welt und machte sich auf die Reise in ein anderes Leben: Tahiti, damals französische Kolonie, war sein Ziel.
Etwas über 40 Jahre war Gauguin damals alt, geboren war er am 7. Juni 1848, vor 175 Jahren. Zunächst deutete nichts darauf hin, dass er einmal einer der berühmtesten Kunstmaler würde. Nach seiner Kindheit und Schulzeit in Paris, Peru und Orléans wählt er den Beruf des Seemanns und leistet seinen Militärdienst bei der Marine. 1872 gibt er die Seefahrt auf, um ein bürgerliches Leben in Paris zu führen. Er arbeitet als Börsenmakler und heiratet die Dänin Mette, die beiden werden fünf Kinder haben.
In dieser Zeit entdeckt er auch die Malerei für sich, allerdings hat er um Verarmung zu kämpfen und nimmt auch verschiedene Gelegenheitsjobs an.

Das bürgerliche Leben in der Großstadt wird ihm zunehmend fremd, und er träumt sich mit seinen Bildern in ein ursprüngliches Leben. Er sucht nach anderen Orten, an denen er leben kann, und flieht vor dem zivilisierten Leben zunächst nach Panama, um naturreine Inspiration zu erfahren. 1891 bricht er dann ohne seine Familie ganz nach Tahiti auf, damals eine französische Kolonie. Mit Beginn einer zweiten Reise 1895 wird Tahiti zu seinem Lebensmittelpunkt.

Auf Tahiti entstanden nun viele Bilder in Gauguins eigenem neuen Malstil. Ein Beispiel ist das Bild, auf dem zwei Frauen zu sehen sind, umgeben von einer Landschaft, die nach Tahiti passt. „Wann heiratest du?“, hat Paul Gauguin dieses Bild betitelt. Darin kommt zum Ausdruck, wie die christliche Moral auch in das ursprüngliche Leben der Menschen auf Tahiti hineinbricht. Es gehört wohl zur Tragik seines Lebens, dass er auf der Suche nach dem Paradies selbst einen Lebensstil hatte, der heute zu viel Kritik herausfordert und er hat gespürt, dass er auch dort der westlichen Zivilisation verhaftet bleibt. Es gibt eben ­so sagt es auch die Bibel (1. Mose 3,24) keinen Weg zurück ins Paradies. In diesem Sinn ist unser Leben immer „jenseits von Eden“.
Die Vorstellung vom Paradies weist uns in die Zukunft. Das Leben bei Gott, das Reich Gottes, das ist das Paradies, auf das wir zugehen. Am Kreuz sagt Jesus:

„Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“

(Lukas 23,43). Nach christlicher Vorstellung wird bei Gott das neue Leben ein Leben in Fülle sein für alle Menschen. Und die Hoffnung darauf kann uns jetzt schon froh und frei machen, darum können wir einstimmen in den letzten Vers des Sommerliedes von Paul Gerhardt (EG 503,15):

„Erwähle mich zum Paradeis und lass mich bis zur letzten Reis an Leib und Seele grünen, so will ich dir und deiner Ehr allein und sonsten keinem mehr hier und dort ewig dienen.“

 

Es grüßen Sie herzlich
Ihre Pfarrerinnen
Claudia Drese und Dorothee Schmitt