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Nachlese

Liebe Geschwister!

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Vermutlich wird dieses [nebenstehende] Lied in keinem Gottesdienst am Heiligen Abend gesungen, vielleicht gehört es sogar zu den am wenigsten gesungenen Gesangbuchliedern aus der Abteilung „Weihnachten“. Und das liegt weniger an der modernen Melodie, sondern hier sicher am Text. Mit ihm stellt sich Jochen Klepper quer zu der seligen oder sollte ich sagen rührseligen Weihnachtsstimmung. Dabei kommen in den ersten vier Strophen durchaus die zu Weihnachten üblichen Stichworte vor: „Kind“, „heilge Zeit“, „Freudenlicht“, „Freudenhall“. Doch der jeweils kurzen Beschreibung der Weihnachtsstimmung und des Weihnachtstrubels folgt jeweils ein „Aber“ mit einer Anrede an das Kind, die das Leiden des Kindes jetzt und sein zukünftiges Schicksal bedenkt. Und der Kontrast zwischen der Beschreibung der Welt zu Weihnachten und dem, was das Kind erleidet und erwartet, kann nach Kleppers Meinung nur zu dem einen Ruf führen, mit dem die Strophen 1 bis 4 enden: „Kyrie eleison!“. Wir kennen diesen Ruf aus der Gottesdienstliturgie; es ist der Ruf der Schuldigen nach Vergebung.

Aber wieso müssen wir denn Weihnachten Schuld bekennen, um Vergebung bitten? Die erste Strophe sagt es unüberhörbar: „Wir gedenken an dein Leid, das wir durch unsere Schuld auf dich gebracht.“

Der Lobgesang der Engel, die Anbetung der Hirten und durch die Weisen, erst recht das ganze Drumherum, zugewachsen im Laufe der Jahrhunderte, lässt uns vergessen, warum denn überhaupt die Geburt Jesu geschah. Sie geschah, weil Gott keinen anderen Weg sah, uns Schuldige zu erlösen, uns Gottvergessene mit sich zu versöhnen.

Die Geburt Jesu, ja, sie ist der Anfang der Erlösung, ja. Gefeiert werden aber kann sie doch nur von solchen, die um ihre Schuld wissen und unter ihr leiden. Ansonsten wird die Geburt Jesu ein bedeutungsloses Beiwerk Gottes, schöner Zierrat und Folklore.

Schuldig werden wir auch durch Vergesslichkeit. Wir vergessen, dass die Geburt schon der Beginn des Leidens, der Passion Jesu, ist. Nicht nur jetzt die ärmliche Krippe, in ein paar Tagen die Flucht nach Ägypten, lässt das Kind leiden, sondern für den, der aus dem Kind wird, steht das Urteil schon fest. Gegen die von uns vorgenommene Trennung von Weihnachten und Passion wendet sich der Dichter und bringt sie wieder zusammen.

Und schuldig werden wir schließlich durch ein Schema von Verheißung und Erfüllung, das ganz und gar unbiblisch ist: Adventskränze, Adventskalender und viele andere Bräuche suggerieren: Nach einer Zeit des Wartens, der Adventszeit, bringt Weihnachten die Erfüllung. Nach der Bibel aber ist Weihnachten der Beginn der Erlösung. Die Erlösung der Welt ist noch nicht vollendet, es wartet – um mit Paulus zu sprechen – die ganze Schöpfung seufzend auf die endgültige Erlösung, die erst mit dem Beginn der neuen Welt Gottes eintritt. Die letzte Strophe des Liedes macht dies wieder deutlich:

Erst dann, in Gottes neuer Welt, sind die Kehlen derer, die um das gegenwärtige Leid und die gegenwärtige Schuld wissen, nicht mehr zugeschnürt, sondern sie und das Herz sind „zum Gesange weit“, erst dann wird das „Kyrie eleison“ abgelöst durch das „Hosianna“.

„Gott macht keinem das Singen leicht“, schrieb Jochen Klepper in eines seiner Tagebücher. Eben, dunkel und hart ist dies Lied, kein Gassenhauer und nicht rührend. Es schwingt sich nicht selig aus der Wirklichkeit empor oder stiehlt sich heimlich davon. Darum aber, und nur darum, hält es der Wirklichkeit auch nach Weihnachten stand.

Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen

Ihre Pfarrerin Dorothee Schmitt

Drohndorf 1650 - das steht auf dem Kelch, den ich im Pfarrhaus Sandersleben im Archiv entdeckt habe. 368 Jahre ist er alt. Was macht diesen Kelch so kostbar? Weniger sein Material und sein hohes Alter. Jahr für Jahr benutzen wir solche wunderbaren Kelche, wenn wir Abendmahl feiern. Alle Abendmahlsgäste trinken daraus. So geht der Kelch von Mund zu Mund und wir spüren, dass wir als Gemeinde zusammengehören wie eine Familie, wie Schwestern und Brüder.

Oft haben auch schon unsere Eltern und Großeltern, ja die meisten unserer Vorfahren aus diesem Kelch getrunken wie wir - und so fühlen wir uns auch mit Ihnen verbunden. Wir spüren, sie hätten denselben Glauben wie wir, dieselben Sorgen, denselben Trost und dieselbe Hoffnung. Sie haben sich im Gebet an denselben Herrn gewendet und haben sich im Abendmahl demselben Herrn nahe gefühlt wie wir.

So wird deutlich, dass wir unseren Vorfahren viel verdanken. Unseren Glauben haben wir in unseren Familien gelernt. Generation für Generation wurde der Glaube bewahrt und weitergegeben bis zu uns. Wir haben unseren Vorfahren nicht nur die wunderbaren Kirchen zu verdanken, sondern auch den Glauben. Und diese Aufgabe haben auch wir: zu bewahren und weiterzugeben, was wir empfangen haben. Da kommen unsere Kinder und Enkel in den Blick. Es gibt also etwas viel kostbareres: den Glauben. Der Kelch ist ein Gefäß. Sowie in ihm der Wein aufbewahrt und weitergereicht wird, so wird auch der Glaube mit ihm bewahrt und weitergegeben. Jesus hat einmal gesagt:

Ihr sollt euch nicht Schätz sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel... denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. (Mt 6, 19ff.)

Wir wollen unseren kostbaren Abendmahlskelch bewahren und gut auf ihn aufpassen. Aber wir wollen darüber den Schatz nicht vergessen, der viel kostbarer ist, auf den wir viel mehr achten müssen: unsern christlichen Glauben.

Seien  Sie herzlich gegrüßt

Ihre Pfarrerin Dorothee Schmitt

Israel – der Aggressor schlechthin – so hörte ich es im Geschichtsunterricht in der POS (Polytechnisches Oberschule). Allerdings hatte ich den Vorzug, im Pfarrhaus groß zu werden – da bekam ich eine andere Sicht auf Israel und die Juden - ausgehend von der biblischen Grundlage, die die „Erwählung“ des Volkes Israel und der Juden betont, über das Wissen, dass jüdischer Glaube Ausgangspunkt für die christliche Religion ist und den Familienerzählungen, welch reiches kulturelles Leben mit der Shoa unwiederbringlich vernichtet wurde.

In der „Jungen Gemeinde“ wechselten die Themen wöchentlich u. a. diskutierten wir über das Thema: „Was gehen uns die Juden an“. Die breite Gesellschaft stand den Gedanken um die Juden abweisend, bzw. gleichgültig gegenüber. In seinem Buch: „Jüdische Geschichte in Deutschland“ schreibt Arno Herzig: „Er (der Antiseminitismus) bestimmte auch die politische Ideologie des zweiten deutschen Teilstaats, der DDR. Das jüdische Volk wurde als rassistisch und imperialistisch diffamiert. Doch hielt man sich in der DDR einen starken Antifaschismus zugute, der aber eine Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit oder aber gar eine Wiedergutmachung für die NS-Verbrechen verhinderte, so dass der Besitz ehemaliger jüdischer Institutionen bzw. Bürger weiterhin verstaatlicht blieb.“ S. 267

So kam es einem Widerstand gegen den DDR-Staat gleich, dass bereits 1988 in dem kleinen Städtchen Sandersleben/Anhalt sich die „Junge Gemeinde“ mit ihrem Pfarrer Karl-Heinz Schmidt auf die „Spurensuche“ nach den ehemaligen jüdischen Mitbürgern machte und sich auch um den jüdischen Friedhof bemühten. In Sandersleben gibt es also seit 30 Jahren das Gedenken der Shoa. In diesem Jahr waren – wie in vergangenen Jahren – Gymnasiasten aus Hettstedt am Programm der Gedenkstunde beteiligt. Frau Ines Voigt, die Relegionslehrerin in Hettstedt und Kirchenälteste in Sandersleben ist, organisiert seit Jahren das alljährliche Pogromgedenken. Wir wissen, dass „neben der Aufklärung durch die Schule und allgemeine Bildungseinrichtungen der Erinnerungskultur eine wichtige Aufgabe zukommt. Einerseits soll die Verantwortung wachgehalten werden, die aus der Shoa erwächst, andererseits aber die Juden aufgrund ihrer Leistungen in der langen gemeinsamen Geschichte nicht nur als Opfer dargestellt werden.“ Herzig, S. 278

Am 7. Oktober fand ein besonderer Gottesdienst in der Sanderslebener St. Marienkirche statt. Mit Dorothee Schmitt aus Gerbstedt wurde endlich nach drei Jahren Vakanz eine neue Pfarrerin für die Pfarrämter Sandersleben und Schackstedt durch Kreisoberpfarrer Sven Baier eingesegnet. Damit endet auch die Vakanzvertretung von Pfarrer Arne Tesdorff, der die Gemeinden Sandersleben, Freckleben und Drohndorf in dieser Zeit betreut hat. Er wurde mit Tränen in den Augen verabschiedet, allerdings überwog die Freude über die neue Pfarrerin. Der Sanderslebener Feuerwehrchor und Kirchenmusikdirektor Sebastian Saß an der neuen Orgel umrahmten den Gottesdienst musikalisch.

Am 06. und 07. Oktober fand das traditionelle Erntedankfest auf der Mehringer Festinsel statt. Ein fester Bestandteil dabei ist der Erntedankgottesdienst in der Festhalle. Der Gottesdienst stand dieses Jahr im Schatten der Ernteausfälle, die durch die große Trockenheit verursacht wurden. Trotzdem sollen wir dankbar sein für alles, was wir erhalten haben. Die Einetaler Jäger begleiteten den Gottesdienst musikalisch mit ihren Trompeten und Posaunen. Am Ende wurde Vakanzpfarrerin Renate Lisock nach drei Jahren Vertretung von der Mehringer Gemeinde verabschiedet. Mitglieder des Gemeindekirchenrates dankten ihr stellvertretend für ihren Einsatz.

„Wer von sich etwas für andere abgibt, setzt damit ein wichtiges Signal.
Gutes entsteht, wo Menschen einander helfen.“

Mit diesen Zeilen möchten wir uns bei allen bedanken, die durch ihre Geldspende zum Erhalt unserer Kirchenglocke beitragen. Bis zum heutigen Tag (Stand 28.08.) sind 2.363,00 € Spendengelder eingegangen. Die Verdoppelung dieser Summe wird nun bei der Landeskirche beantragt und wir hoffen auf einen positiven Bescheid.

Über das weitere Geschehen werden wir Sie natürlich auf dem Laufenden halten.

Ihr GKR Freckleben

In diesem Jahr findet am 11. September um 19 Uhr im Rahmen des 13. Rühlmannorgel-Festivals ein Konzert in der Drohndorfer St.-Marienkirche statt.

In den vergangen Jahren bot das Festival einige wunderbare Konzerte  mit netten  Musikern und einem begeisterten Publikum. Es nahmen somit 30 Kirchen am Festival teil. Konzerte, die in manchen Gemeinden zu einem Gemeindefest geworden sind,  Abende oder Nachmittage, an denen noch lange zusammengessen wurde.

Wir freuen uns, dass wir den Tenor Pedro Cuadrado aus Sevilla und den Organisten Matthias Müller begrüßen dürfen.

Weitere Informationen zum Festival erhalten Sie unter www.rühlmannorgel.de

Vor ein paar Tagen kam mir eine Situation in den Sinn, die ist fast 30 Jahre her und ich habe mich damals sehr geschämt.
Während der Ausbildung im Predigerseminar kurz nach der Wende bekamen wir plötzlich mehr Geld, alle paar Monate wurde unser Gehalt etwas angehoben von anfänglich 300 D-Mark (brutto) auf dann immerhin 1.200 DM! Das war den meisten von uns unheimlich: soviel Geld!
Nur einer – er hieß Ernst-Hermann mit Vornamen – meinte, dass er gar nicht genug Geld haben könne. Das war uns natürlich peinlich. So etwas sagt man doch nicht als angehender Pfarrer. Wir sind doch alle schön bescheiden und so.

Ernst-Herrmann wurde wegen seiner Geldgeilheit ausgegrenzt, auch von mir. Am Ende unserer Ausbildung lüftete er dann sein Geheimnis: Er hatte die ganze Zeit seinen jüngeren Bruder finanziell unterstützt. Außerdem hatte er noch über eine Hilfsorganisation mehrere Patenschaften für Kinder in Indien übernommen, damit die zur Schule gehen können und eine Ausbildung machen. Für sich selber hatte er nur das wirklich Nötigste behalten. Was habe ich mich damals geschämt für meine Voreingenommenheit. Ich hatte gedacht, ich wüsste genau, dass Ernst-Herrmann geldgeil sei. Aber was wusste ich schon?

So ähnlich besingt es der Sänger Clueso in seinem Song „Du und ich“ - den ich da gerade im Radio gehört hatte. Er sitzt da so im Bus und macht sich Gedanken über den Busfahrer: (. . . ) aber vielleicht schaut er nicht nur aus Routine in den Rückspiegel ab und zu zurück / was wissen du und ich / schon über ihn / über irgendwen? denn wir sehen nur was wir sehen

So ist es: wir sehen nur, was wir sehen. Was wir sehen wollen. Was wir sehen können.

Das ist eine uralte Erkenntnis, die sich schon – sie ahnen es – in der Bibel findet:

Der Mensch sieht, was vor Augen ist,Gott aber sieht das Herz an

heißt es da.

Was wissen wir schon über den oder die? Wir machen uns halt so unser Bild. Aber oft genug werden wir überrascht, wenn wir zufällig mal hinter die Fassade schauen dürfen.
Dann ist da der Ordnungsdezernent, immer mit Schlips und Kragen, der in seiner Freizeit oder im echten Leben ein fanatischer Heavy-Metal -Fan ist mit allem, was dazugehört. Oder die schrullige Alte, die immer Flaschen aus den Papierkörben gesammelt hat, hinterlässt ein zieml ich großes Vermögen, dass nun der Staat erbt, weil sie kinderlos war. Und der komische Schauspieler, der jeden zum Lachen brachte, der sich nun wegen seiner Depression das Leben nahm.

Wir sehen nur, was wir sehen.
Und machen uns Bilder. Und liegen oft daneben.

Es grüßt Ihr
Pfarrer Arne Tesdorff