Nicht einmal mehr jeder zweite Deutsche weiß, warum Pfingstsonntag und Pfingstmontag überhaupt Feiertage sind. Und wissen, heißt ja noch lange nicht glauben. Aber was gibt es denn an Pfingsten zu glauben?
Die Bibel erzählt darüber eine dramatische und etwas wunderliche Geschichte. Sie erzählt von einem gewaltigen Sturm, tanzenden Feuerzungen und von Menschen, die Gottes Geist in ihre Herzen ließen und anfingen vor Freude in allen Sprachen zu sprechen. Kein Wunder, dass die unbeteiligten Zuschauer damals sich fragten, was das denn bloß bedeuten sollte; kein Wunder, dass einige annahmen, die Begeisterten hätten einfach zu viel Wein getrunken. Aber dennoch viele der Zuschauer blieben nicht unbeteiligt; viele ließen sich anstecken von der Begeisterung.
Die brachen natürlich nicht alle in Freudentaumel aus und sprachen auf einmal in tausend Sprachen. Die Begeisterung war nicht bei allen so spektakulär, aber genauso wirkungsvoll. Wer vorher Einsamkeit in seinem Herzen spürte, fühlte sich auf einmal getröstet. Wer vorher mit seinem Leben haderte, fühlte sich auf einmal getragen. Wer vorher mutlos war, fühlte sich gestärkt. Aber wie auch immer die Wirkung war alle, die sich anstecken ließen, spürten auf einmal den Geist Gottes in ihren Herzen und wurden verändert. Und genau darum geht es an Pfingsten.
Pfingsten gilt als Geburtsstunde der christlichen Kirche. Aber Pfingsten ist mehr als das:
denn an Pfingsten beginnt unsere ganz persönliche Geschichte mit Gott.
Meine und vielleicht ja auch Ihre! Wenn Sie glauben, dass es eine höhere Macht gibt, die unser Leben in der Hand hält; wenn Sie glauben, dass Gott etwas mit Ihnen vor hat; wenn Sie glauben, dass Gott in Ihnen wirkt, dann haben auch Sie sich anstecken lassen von Pfingsten, dann haben auch Sie den Geist Gottes in Ihr Herz gelassen.
Und dann beginnt an Pfingsten Ihre ganz persönliche Geschichte mit Gott. Wie die aussehen kann? Das können nur Sie beantworten, denn Gottes Geist wirkt wie er will in jedem Herzen auf ganz besondere Weise und immer wieder anders: er tröstet in der Verzweiflung; er stärkt, wenn wir uns schwach fühlen; er zeigt uns den Weg, wenn wir nicht weiter wissen; er muntert uns auf, wenn wir verzweifelt sind; er rüttelt uns auf, wenn wir uns verrannt haben.
Eigentlich schade, dass viele Menschen nicht mehr wissen, was Pfingsten ist. Denn Pfingsten ist das Fest, das uns am meisten angeht; das Fest, an dem Gott uns am engsten berührt mit seinem Geist, der in uns wirken möchte auf tausend verschiedene Weisen.
Es grüßen Sie herzlich
Ihre Pfarrerinnen
Claudia Drese und Dorothee Schmitt
Stand: Gemeindebrief Mai/Juni 2023